«Maria Magdalena» ist ein bürgerliches Trauerspiel von Friedrich Hebbel, das erstmals im Jahre 1844 erschien. In diesem Drama dreht es sich um die junge Klara, die schwanger wird, weil sie sich ihrem Verehrer aus Verzweiflung vor der Heirat hingegeben hat.
Die Handlung des Werks spielt mit Ausnahme der Szenen 1-6 im dritten Akt ausschliesslich in einem Zimmer im Hause des Tischlermeisters Anton.
Zu Beginn, im ersten Akt, probiert die schwer erkrankte, aber scheinbar wieder genesende Mutter ihr Hochzeitskleid vor ihrer Tochter Klara an. Die Mutter hat bisher immer behauptet, ihr ehemaliges Brautkleid werde früher oder später zu ihrem Leichenkleid. Doch die trüben Gedanken sind mittlerweile vergessen, die Mutter ist dankbar, dass sie noch nicht sterben musste.
In dieser Eingangsszene tritt der Sohn Karl ins Zimmer. Sein Auftreten bietet den beiden Frauen Anlass, über Männer zu sprechen, was das Gespräch schlussendlich auf Klaras Verehrer Leonhard übergehen lässt, der Klara vor einiger Zeit genötigt hat, sich ihm hinzugeben, da er befürchtete sie fühle sich zu ihrem alten Jugendfreund hingezogen. Klara ist davon überzeugt, dass ihre Mutter nur wegen ihrer Sündhaftigkeit krank geworden ist, obwohl selbstverständlich niemand von ihrem Fehltritt weiss.
Später im ersten Akt betritt Leonhard die Szene, der den Vater um Klaras Hand bitten möchte. Obwohl Klara Leonhard nicht liebt und ihn im Grunde abscheulich findet, weiss sie, dass sie ihn wegen ihrer Schwangerschaft heiraten muss. Am ende des ersten Aktes betreten zwei Gerichtsdiener das Zimmer und verkünden, dass Karl verhaftet worden sei, da er Juwelen gestohlen habe. Die Mutter fällt daraufhin tot um.
Im zweiten Akt zieht Leonhard den Antrag aufgrund des Diebstahles von Karl zurück. Klaras ohnehin schon prekäre Lage hat sich mit diesem Ereignis weiter zugespitzt. Schliesslich kann sie ihrem Vater die Schwangerschaft nicht beichten. Dieser ist schon so mutlos und entehrt von Karls beschämender Tat, dass er mit Selbstmord droht, sollte auch noch seine Tochter Schande über die Familie bringen. Klara sieht nur noch eine Möglichkeit, ihn vom Selbstmord abzuhalten: ihren eigenen Tod.
Der dritte und somit letzte Akt schildert den Weg in die Katastrophe. Es erfolgt der Selbstmord von Klara, woraufhin dem Vater vorgeworfen wird, dass er anstatt Klara Rückhalt zu bieten und sie zu unterstützen, einzig und allein daran gedacht habe, vor der Gesellschaft gut dazustehen.
Religiöse Anspielungen
In Hebbels bürgerlichem Trauerspiel sind viele religiöse Anspielungen enthalten. Diese treten einerseits in den zahlreichen religiösen Äusserungen der Dramenfiguren auf, andererseits ziehen sich verschlüsselte Anspielungen durch das gesamte Drama hindurch.
Wie sehr die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts von den traditionellen christlichen Normen geprägt ist, zeigt sich in deren strikten Umgang mit vorehelichem Geschlechtsverkehr und der unehelichen Schwangerschaft. Als ein wichtiger Vertreter dieser strikten Normen im Drama kann der Tischlermeister Anton gelten, denn sein Leben ist sehr vom christlichen Glauben geprägt. Dies zeigt sich vor allem in mehreren religiösen Äusserungen dieser Dramenfigur: „Ich bin ein Christ“ (S. 50), „Du sollst Gott fürchten und lieben“ (S. 87).
Auch Klara verkörpert eine typische Figur des 19. Jahrhunderts. Sie vertritt die unemanzipierte Frau ihrer Zeit und ihrer Schicht, denn sie ist bereit, eine Ehe mit einem ungeliebten Mann einzugehen, nur um den öffentlichen Erwartungen zu entsprechen. Klara scheint bis zum Ende in der kleinbürgerlichen Moralvorstellung und dessen Starrsinn festzustecken. Vor allem will sie ihrem Vater die Schande, die sie über die Familie durch ihre uneheliche Schwangerschaft bringen würde, ersparen. Fraglos unterwirft sie sich der menschenverachtenden Moral des 19. Jahrhunderts und fühlt sich als eine Sünderin.
Das Verhalten von Klara führt uns zum Titel des Dramas. Indem Hebbel sein Stück mit dem Titel Maria Magdalena überschreibt, verweist er auf die biblische Figur und stellt somit das Geschehen der Protagonistin Klara in einen Zusammenhang mit dem in der Bibel. Maria Magdalena ist nach dem Evangelist Lukas eine reuige Sünderin, der Jesus alle Sünden vergibt. «Da aber das der Pharisäer sah, […] sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und welches Weib das ist, die ihn anrührt, denn sie ist eine Sünderin» (Luk. 7,39). Aus diesem Beispiel kann man die Parallele zwischen dem Pharisäer und dem Vater von Klara ziehen. Beide kennen weder Gnade noch Verzeihen. Für sie wird eine Sünderin für immer von ihrer Tat gezeichnet und von der Gesellschaft ausgegrenzt. Gleich wie der Pharisäer, ist auch der Vater von der christlichen Nächstenliebe weit entfernt.
Hebbel kritisiert in der Enge der kleinbürgerlichen Welt die tragische Unfähigkeit der Figuren, sich von den herrschenden Norm- und Wertvorstellungen zu distanzieren. Denn in seinem Drama bleiben letztendlich alle Figuren in sich selbst und den gesellschaftlichen Massstäben gefangen. Sogar Friedrich, welche die positivste Figur des Dramas verkörpert, erweist sich im entscheidenden Moment auch als abhängig von der Gesellschaft. Hebbel kritisiert durch sein Drama nicht nur die Figuren im Werk sondern auch die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, die vor lauter Moralvorstellungen und religiösen Geboten das wichtigste im Leben aus den Augen verloren hat. Friedrich Hebbel äusserte sich dazu mit jenem Zitat: «Was lebst du denn, wenn du nicht lieben kannst.» Der Grossteil der Gesellschaft in der er lebte, verlernte nach ihm, wie man die Nächstenliebe praktiziert. Das Wichtigste im Leben, noch vor allen gesellschaftlichen Regeln, ist die Fähigkeit zu vergeben und zu lieben. Der biblische Aspekt der Nächstenliebe spricht Hebbel im Drama mit den verschlüsselten Anspielungen auf die Bibel an. Wie der Vergleich der Protagonisten mit der biblischen Maria Magdalena, oder Meister Antons Handeln, das parallel zu dem des Pharisäers steht.
Die Handlung des Werks spielt mit Ausnahme der Szenen 1-6 im dritten Akt ausschliesslich in einem Zimmer im Hause des Tischlermeisters Anton.
Zu Beginn, im ersten Akt, probiert die schwer erkrankte, aber scheinbar wieder genesende Mutter ihr Hochzeitskleid vor ihrer Tochter Klara an. Die Mutter hat bisher immer behauptet, ihr ehemaliges Brautkleid werde früher oder später zu ihrem Leichenkleid. Doch die trüben Gedanken sind mittlerweile vergessen, die Mutter ist dankbar, dass sie noch nicht sterben musste.
In dieser Eingangsszene tritt der Sohn Karl ins Zimmer. Sein Auftreten bietet den beiden Frauen Anlass, über Männer zu sprechen, was das Gespräch schlussendlich auf Klaras Verehrer Leonhard übergehen lässt, der Klara vor einiger Zeit genötigt hat, sich ihm hinzugeben, da er befürchtete sie fühle sich zu ihrem alten Jugendfreund hingezogen. Klara ist davon überzeugt, dass ihre Mutter nur wegen ihrer Sündhaftigkeit krank geworden ist, obwohl selbstverständlich niemand von ihrem Fehltritt weiss.
Später im ersten Akt betritt Leonhard die Szene, der den Vater um Klaras Hand bitten möchte. Obwohl Klara Leonhard nicht liebt und ihn im Grunde abscheulich findet, weiss sie, dass sie ihn wegen ihrer Schwangerschaft heiraten muss. Am ende des ersten Aktes betreten zwei Gerichtsdiener das Zimmer und verkünden, dass Karl verhaftet worden sei, da er Juwelen gestohlen habe. Die Mutter fällt daraufhin tot um.
Im zweiten Akt zieht Leonhard den Antrag aufgrund des Diebstahles von Karl zurück. Klaras ohnehin schon prekäre Lage hat sich mit diesem Ereignis weiter zugespitzt. Schliesslich kann sie ihrem Vater die Schwangerschaft nicht beichten. Dieser ist schon so mutlos und entehrt von Karls beschämender Tat, dass er mit Selbstmord droht, sollte auch noch seine Tochter Schande über die Familie bringen. Klara sieht nur noch eine Möglichkeit, ihn vom Selbstmord abzuhalten: ihren eigenen Tod.
Der dritte und somit letzte Akt schildert den Weg in die Katastrophe. Es erfolgt der Selbstmord von Klara, woraufhin dem Vater vorgeworfen wird, dass er anstatt Klara Rückhalt zu bieten und sie zu unterstützen, einzig und allein daran gedacht habe, vor der Gesellschaft gut dazustehen.
Religiöse Anspielungen
In Hebbels bürgerlichem Trauerspiel sind viele religiöse Anspielungen enthalten. Diese treten einerseits in den zahlreichen religiösen Äusserungen der Dramenfiguren auf, andererseits ziehen sich verschlüsselte Anspielungen durch das gesamte Drama hindurch.
Wie sehr die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts von den traditionellen christlichen Normen geprägt ist, zeigt sich in deren strikten Umgang mit vorehelichem Geschlechtsverkehr und der unehelichen Schwangerschaft. Als ein wichtiger Vertreter dieser strikten Normen im Drama kann der Tischlermeister Anton gelten, denn sein Leben ist sehr vom christlichen Glauben geprägt. Dies zeigt sich vor allem in mehreren religiösen Äusserungen dieser Dramenfigur: „Ich bin ein Christ“ (S. 50), „Du sollst Gott fürchten und lieben“ (S. 87).
Auch Klara verkörpert eine typische Figur des 19. Jahrhunderts. Sie vertritt die unemanzipierte Frau ihrer Zeit und ihrer Schicht, denn sie ist bereit, eine Ehe mit einem ungeliebten Mann einzugehen, nur um den öffentlichen Erwartungen zu entsprechen. Klara scheint bis zum Ende in der kleinbürgerlichen Moralvorstellung und dessen Starrsinn festzustecken. Vor allem will sie ihrem Vater die Schande, die sie über die Familie durch ihre uneheliche Schwangerschaft bringen würde, ersparen. Fraglos unterwirft sie sich der menschenverachtenden Moral des 19. Jahrhunderts und fühlt sich als eine Sünderin.
Das Verhalten von Klara führt uns zum Titel des Dramas. Indem Hebbel sein Stück mit dem Titel Maria Magdalena überschreibt, verweist er auf die biblische Figur und stellt somit das Geschehen der Protagonistin Klara in einen Zusammenhang mit dem in der Bibel. Maria Magdalena ist nach dem Evangelist Lukas eine reuige Sünderin, der Jesus alle Sünden vergibt. «Da aber das der Pharisäer sah, […] sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und welches Weib das ist, die ihn anrührt, denn sie ist eine Sünderin» (Luk. 7,39). Aus diesem Beispiel kann man die Parallele zwischen dem Pharisäer und dem Vater von Klara ziehen. Beide kennen weder Gnade noch Verzeihen. Für sie wird eine Sünderin für immer von ihrer Tat gezeichnet und von der Gesellschaft ausgegrenzt. Gleich wie der Pharisäer, ist auch der Vater von der christlichen Nächstenliebe weit entfernt.
Hebbel kritisiert in der Enge der kleinbürgerlichen Welt die tragische Unfähigkeit der Figuren, sich von den herrschenden Norm- und Wertvorstellungen zu distanzieren. Denn in seinem Drama bleiben letztendlich alle Figuren in sich selbst und den gesellschaftlichen Massstäben gefangen. Sogar Friedrich, welche die positivste Figur des Dramas verkörpert, erweist sich im entscheidenden Moment auch als abhängig von der Gesellschaft. Hebbel kritisiert durch sein Drama nicht nur die Figuren im Werk sondern auch die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, die vor lauter Moralvorstellungen und religiösen Geboten das wichtigste im Leben aus den Augen verloren hat. Friedrich Hebbel äusserte sich dazu mit jenem Zitat: «Was lebst du denn, wenn du nicht lieben kannst.» Der Grossteil der Gesellschaft in der er lebte, verlernte nach ihm, wie man die Nächstenliebe praktiziert. Das Wichtigste im Leben, noch vor allen gesellschaftlichen Regeln, ist die Fähigkeit zu vergeben und zu lieben. Der biblische Aspekt der Nächstenliebe spricht Hebbel im Drama mit den verschlüsselten Anspielungen auf die Bibel an. Wie der Vergleich der Protagonisten mit der biblischen Maria Magdalena, oder Meister Antons Handeln, das parallel zu dem des Pharisäers steht.
Quellen: https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/maria-magdalene/5505
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