Wenn Bürgertum im Suizid endet! – Eine Kritik zu Friedrich Hebbels Tragödie in drei Akten „Maria Magdalena“ (1843)
Friedrich Hebbel, geboren am 18. März 1813 in Wesselburen, wohnhaft in verschiedenen Städten Europas (z.B. Heidelberg, München, Hamburg, Kopenhagen, Paris und Wien), gestorben am 13. Dezember 1863 in Wien, verfasste die Tragödie «Maria Magdalena». Er schrieb die bürgerliche Tragödie in den Jahren 1843/1844 in Paris, im September 1844 erschien die Buchausgabe. Die Tragödie ist aufgeteilt in drei grosse Akte und dazugehörigen verschiedenen Szenen. Bemerkenswert ist zudem, dass die gesamte Handlung, mit Ausnahme der Szenen 1 bis 6 im dritten Akt, ausschliesslich in demselben Zimmer handelt. Der Titel des Werks beruht auf der biblischen Gestalt Maria Magdalena und hat überhaupt nichts mit der konkreten Handlung gemein. In Erstversionen wurde auch der Titel Maria Magdalene, also Magdalene mit e am Ende geschrieben.
Der Tischlermeister Anton ist verheiratet und hat eine Tochter namens Klara, und einen Sohn namens Karl. Klara ist mit dem Kassierer Leonhard verlobt, liebt diesen jedoch nicht. Im Gegenteil, sie schwärmt weiter für ihre Jugendliebe, Friedrich, den Sekretär. Der nach der Erbschaft schielende Leonhard schläft mehr aus Eifersucht denn aus Leidenschaft mit Klara, damit sie auf dessen Heiratsantrag angewiesen ist, um die Ehre der Familie nicht zu beflecken. Plötzlich tauchen zwei Gerichtsdiener zur Durchsuchung des Hauses auf, da Karl verdächtigt wird, Schmuck gestohlen zu haben. Die Mutter von Klara und Karl, erst nach langer Krankheit genesen, stirbt infolge des Schocks, dass ihr Sohn des Diebstahls beschuldigt wird. Ihr Ehemann Anton, welcher von der Schuld von Karl überzeugt ist, droht Klara mit Selbstmord, wenn auch sie die Ehre der Familie beschmutzen würde. Aufgrund des Versprechens von Klara an den Vater, keine Schande über die Familie zu bringen, hat sie keine Wahl mehr, als Leonhard zu heiraten, von dem sie uneheliches Kind erwartet. Da aber in der Zwischenzeit Leonard, der Verlobte von Klara, weiss, dass keine Anwartschaft vorhanden ist, löst er die Verlobung auf.
Die verschwundenen Schmuckstücke tauchen aber wieder auf, d.h. Karl ist unschuldig, trotzdem bangt Vater Anton um den Verlust der bürgerlichen Ehre. Obwohl Klara ihrer Jugendliebe ihre Zuneigung gesteht, will sie Leonhard auf den Knien bitten, den Heiratsantrag aufrecht zu halten, damit die Ehre gewahrt werden kann. Klara sucht Leonhard auf und stellt fest, dass nach dem Gespräch nur noch zwei Alternativen bestehen: die Schande über die Familie zu akzeptieren oder sich selbst umzubringen. Friedrich ist über die Annullierung der Verlobung erzürnt, fordert Leonhard zum Duell auf und verletzt ihn dabei.
Karl, welcher aus dem Gefängnis entlassen wurde, will als Matrose anheuern, um dem Elend zu entgehen. Zugleich befürchtet Karl, dass seiner Schwester etwas zugestossen ist, und er muss feststellen, dass sie sich in den Brunnen gestürzt hat und tot ist. Die Tragödie endet mit den Worten des Vaters Anton: «Ich verstehe die Welt nicht mehr.»
Die zwei Hauptwerke von Hebbel waren die Tragödien «Agnes Bernauer» und «Maria Magdalena». Das Werk «Maria Magdalena» ist in einer Zeit entstanden, welche für uns heute nicht einfach nach zu vollziehen ist. Die Handlung des Dramas ist unter den moralischen und ethischen Wertvorstellungen der damaligen Zeit zu beurteilen bzw. zu verstehen. Fleiss, Tugendhaftigkeit, Sparsamkeit, aber auch eine starke Bindung zur Religion prägten das Bürgertum, frei denkende Mitbürger waren nicht gefragt. Der Vater war verantwortlich für die Familie und deren Ehre.
Wie es eine Tragödie in sich hat, stimmt einen die Geschichte sehr traurig und die Vorhersehbarkeit des Unausweichlichen berührt einen zutiefst. Das Werk zeigt auf, wie die damaligen Wertvorstellungen eine Familie prägten und deren Handlungen bestimmten. Hebbel versuchte mit seiner Tragödie, die Gesellschaft aufzurütteln, die gesetzten Normen zu kritisieren. Es kommt sogar der Eindruck auf, dass er eine grosse Abneigung gegen diese Normen aufzeigen wollte. Es wird wenig bzw. kein Raum der Flexibilität und Spontanität zugeteilt.
Dem Autor gelingt es, die verschiedenen Figuren der Tragödie zu charakterisieren. Insbesondere fasziniert es, welche Figur in welcher Rolle dargestellt wird. Vater Anton, welchem die Ehre und die Moral der Familie zuoberst rangiert, wird als guter, treuer, aufopfernder und gutmütiger Mensch dargestellt. Klara wird als Tochter beschrieben, welche keine Schande über die Familie bringen will und dafür bis in den Tod geht. Sie wird als liebenswert und gutmütig dargestellt. Ihnen wird als Figur der egoistische, skrupellose Mitgiftjäger Leonhard gegenübergestellt, den man verabscheuungswürdig findet. Besonders die verschiedenen Figuren in der Tragödie machen das Werk lesenswert. Negativ muss gewürdigt werden, dass aufgrund der Darstellung der Figuren relativ rasch die Entwicklung der Geschichte vorhersehbar ist und der Selbstmord als einziger Ausweg darstellt, die nimmt dem Werk die Spannung weg.
Maria Magdalena ist eine typische Tragödie mit dem voraussehbaren Ende, also keine typische Spannungsgeschichte, auch ein Happy End wird rasch einmal als nicht mehr realistisch eingestuft, es wäre dann keine Tragödie mehr. Das Werk liest sich nicht wie im Guss, es ist zuweilen langatmig, kompliziert und schwerfällig in der Leseart. Es gibt auch Momente, wo die Langeweile Einzug hält. Beispielsweise hat es im zweiten Akt schon fast monologische Unterredungen, die sehr schwerfällig sind. Es fällt auch stark auf, dass der Autor mit vielen Einschüben in den Sätzen arbeitet, was das Verständnis erheblich erschwert. Friedrich Hebbel wäre gut beraten gewesen, wenn man die Texte und die Dialoge vereinfacht und gestrafft hätte. Gerne gebe ich dazu ein Beispiel zum besseren Verständnis: „Und wie der Unglückliche, den ein Wurm gestochen hat, nicht gescholten wird, wenn er sich in Schauder und Ekel die Adern öffnet, damit das vergiftete Leben schnell ausströmen kann, so wird die ewige Gnade sich vielleicht auch mein erbarmen, wenn sie Dich ansieht, und mich, was Du aus mir gemacht hast, denn warum könnt’ ich’s thun, wenn ich’s nimmer, nimmer thun dürfte?“ Am Ende der Tragödie kann man bisweilen schwermütig oder traurig sein.
Das Werk ist sicherlich lesenswert, es versetzt den Leser in eine andere Zeitepoche und hilft einem, den damaligen Zeitgeist des Bürgertums, mit allen seinen Zwängen, besser zu verstehen. Grundsätzlich spricht es eher Leser an, die an historischen und gesellschaftspolitischen Themen und Werken interessiert sind. Da es sich nicht süffig lesen lässt, spricht es sicherlich nicht einen grossen Leserkreis an, der unterhalten werden möchte. Literarisch kann die Tragödie als wichtiges Werk eingestuft werden.
Das Buch regt zum Denken an, es zeigt das grosse Spannungsfeld zwischen einer Spiessermoral und dem christlichen Ethos auf und versetzt einen zurück ins siebzehnte Jahrhundert.
Der Tischlermeister Anton ist verheiratet und hat eine Tochter namens Klara, und einen Sohn namens Karl. Klara ist mit dem Kassierer Leonhard verlobt, liebt diesen jedoch nicht. Im Gegenteil, sie schwärmt weiter für ihre Jugendliebe, Friedrich, den Sekretär. Der nach der Erbschaft schielende Leonhard schläft mehr aus Eifersucht denn aus Leidenschaft mit Klara, damit sie auf dessen Heiratsantrag angewiesen ist, um die Ehre der Familie nicht zu beflecken. Plötzlich tauchen zwei Gerichtsdiener zur Durchsuchung des Hauses auf, da Karl verdächtigt wird, Schmuck gestohlen zu haben. Die Mutter von Klara und Karl, erst nach langer Krankheit genesen, stirbt infolge des Schocks, dass ihr Sohn des Diebstahls beschuldigt wird. Ihr Ehemann Anton, welcher von der Schuld von Karl überzeugt ist, droht Klara mit Selbstmord, wenn auch sie die Ehre der Familie beschmutzen würde. Aufgrund des Versprechens von Klara an den Vater, keine Schande über die Familie zu bringen, hat sie keine Wahl mehr, als Leonhard zu heiraten, von dem sie uneheliches Kind erwartet. Da aber in der Zwischenzeit Leonard, der Verlobte von Klara, weiss, dass keine Anwartschaft vorhanden ist, löst er die Verlobung auf.
Die verschwundenen Schmuckstücke tauchen aber wieder auf, d.h. Karl ist unschuldig, trotzdem bangt Vater Anton um den Verlust der bürgerlichen Ehre. Obwohl Klara ihrer Jugendliebe ihre Zuneigung gesteht, will sie Leonhard auf den Knien bitten, den Heiratsantrag aufrecht zu halten, damit die Ehre gewahrt werden kann. Klara sucht Leonhard auf und stellt fest, dass nach dem Gespräch nur noch zwei Alternativen bestehen: die Schande über die Familie zu akzeptieren oder sich selbst umzubringen. Friedrich ist über die Annullierung der Verlobung erzürnt, fordert Leonhard zum Duell auf und verletzt ihn dabei.
Karl, welcher aus dem Gefängnis entlassen wurde, will als Matrose anheuern, um dem Elend zu entgehen. Zugleich befürchtet Karl, dass seiner Schwester etwas zugestossen ist, und er muss feststellen, dass sie sich in den Brunnen gestürzt hat und tot ist. Die Tragödie endet mit den Worten des Vaters Anton: «Ich verstehe die Welt nicht mehr.»
Die zwei Hauptwerke von Hebbel waren die Tragödien «Agnes Bernauer» und «Maria Magdalena». Das Werk «Maria Magdalena» ist in einer Zeit entstanden, welche für uns heute nicht einfach nach zu vollziehen ist. Die Handlung des Dramas ist unter den moralischen und ethischen Wertvorstellungen der damaligen Zeit zu beurteilen bzw. zu verstehen. Fleiss, Tugendhaftigkeit, Sparsamkeit, aber auch eine starke Bindung zur Religion prägten das Bürgertum, frei denkende Mitbürger waren nicht gefragt. Der Vater war verantwortlich für die Familie und deren Ehre.
Wie es eine Tragödie in sich hat, stimmt einen die Geschichte sehr traurig und die Vorhersehbarkeit des Unausweichlichen berührt einen zutiefst. Das Werk zeigt auf, wie die damaligen Wertvorstellungen eine Familie prägten und deren Handlungen bestimmten. Hebbel versuchte mit seiner Tragödie, die Gesellschaft aufzurütteln, die gesetzten Normen zu kritisieren. Es kommt sogar der Eindruck auf, dass er eine grosse Abneigung gegen diese Normen aufzeigen wollte. Es wird wenig bzw. kein Raum der Flexibilität und Spontanität zugeteilt.
Dem Autor gelingt es, die verschiedenen Figuren der Tragödie zu charakterisieren. Insbesondere fasziniert es, welche Figur in welcher Rolle dargestellt wird. Vater Anton, welchem die Ehre und die Moral der Familie zuoberst rangiert, wird als guter, treuer, aufopfernder und gutmütiger Mensch dargestellt. Klara wird als Tochter beschrieben, welche keine Schande über die Familie bringen will und dafür bis in den Tod geht. Sie wird als liebenswert und gutmütig dargestellt. Ihnen wird als Figur der egoistische, skrupellose Mitgiftjäger Leonhard gegenübergestellt, den man verabscheuungswürdig findet. Besonders die verschiedenen Figuren in der Tragödie machen das Werk lesenswert. Negativ muss gewürdigt werden, dass aufgrund der Darstellung der Figuren relativ rasch die Entwicklung der Geschichte vorhersehbar ist und der Selbstmord als einziger Ausweg darstellt, die nimmt dem Werk die Spannung weg.
Maria Magdalena ist eine typische Tragödie mit dem voraussehbaren Ende, also keine typische Spannungsgeschichte, auch ein Happy End wird rasch einmal als nicht mehr realistisch eingestuft, es wäre dann keine Tragödie mehr. Das Werk liest sich nicht wie im Guss, es ist zuweilen langatmig, kompliziert und schwerfällig in der Leseart. Es gibt auch Momente, wo die Langeweile Einzug hält. Beispielsweise hat es im zweiten Akt schon fast monologische Unterredungen, die sehr schwerfällig sind. Es fällt auch stark auf, dass der Autor mit vielen Einschüben in den Sätzen arbeitet, was das Verständnis erheblich erschwert. Friedrich Hebbel wäre gut beraten gewesen, wenn man die Texte und die Dialoge vereinfacht und gestrafft hätte. Gerne gebe ich dazu ein Beispiel zum besseren Verständnis: „Und wie der Unglückliche, den ein Wurm gestochen hat, nicht gescholten wird, wenn er sich in Schauder und Ekel die Adern öffnet, damit das vergiftete Leben schnell ausströmen kann, so wird die ewige Gnade sich vielleicht auch mein erbarmen, wenn sie Dich ansieht, und mich, was Du aus mir gemacht hast, denn warum könnt’ ich’s thun, wenn ich’s nimmer, nimmer thun dürfte?“ Am Ende der Tragödie kann man bisweilen schwermütig oder traurig sein.
Das Werk ist sicherlich lesenswert, es versetzt den Leser in eine andere Zeitepoche und hilft einem, den damaligen Zeitgeist des Bürgertums, mit allen seinen Zwängen, besser zu verstehen. Grundsätzlich spricht es eher Leser an, die an historischen und gesellschaftspolitischen Themen und Werken interessiert sind. Da es sich nicht süffig lesen lässt, spricht es sicherlich nicht einen grossen Leserkreis an, der unterhalten werden möchte. Literarisch kann die Tragödie als wichtiges Werk eingestuft werden.
Das Buch regt zum Denken an, es zeigt das grosse Spannungsfeld zwischen einer Spiessermoral und dem christlichen Ethos auf und versetzt einen zurück ins siebzehnte Jahrhundert.